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01.03.2018 Aktuelles Alle Projekte & Hilfsprogramme Weltweit Entscheidung für Waisenkinder

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Erinnern Sie sich an den Schweizer Filmklassiker ‹Hinter den sieben Gleisen›, der im kleinbürgerlichen Milieu der Zürcher Langstrasse spielt? In dem sich drei Clochards – unvergessen verkörpert von Ruedi Walter, Zarli Carigiet und Max Haufler – rührend um ein unehelich geborenes Kind kümmern? Wünschen wir uns nicht alle auch im echten Leben solche Geschichten?

Diese wahre Geschichte gibt es. Auch einen ähnlichen Ort. Er heisst ‹Guinaw Rail›. Wortgetreu übersetzt bedeutet der Ausdruck aus der Wolof-Sprache ‹Hinter den Gleisen›. Hier spielt die Hauptrolle Bouya. Eine Mutter, die vier verwaiste Kinder aufnimmt und vor einem traurigen Schicksal bewahrt.

Guinaw Rail ist ein Armenviertel von Louga, einer Stadt im Norden Senegals, begrenzt von einer stillgelegten Eisenbahnstrecke. Die Schienen sind demontiert, gestohlen, als Altmetall verkauft. Hütten aus Stroh und rostigem Wellblech zersiedeln die staubtrockene Landschaft aus Sand und alten Plastiktüten, hergeweht aus der offenen Mülldeponie. Guinaw Rail ist ein schmutziger Ort zum Leben. So sieht Armut aus. Doch trotz elender Lebensumstände haben sich hier Familien ihr Zuhause aufgebaut. Wie Bouya mit ihrem Mann und ihrem Sohn.

Früher lebte die kleine Familie auch in einer der zusammengenagelten Hütten, die kaum Wind und Sand fernhalten. Dann stirbt Bouyas verwitwete Schwester an einer Krankheit und hinterlässt drei Kinder, die plötzlich niemanden mehr haben. Bis auf Bouya, die – wie die Clochards im Schweizerischen Film – selbstlos für die Waisenkinder da ist.

Senegalesisches Essen macht Familien fröhlich. Ganz besonders Thiaby (mit dem weissen Kopftuch), die dank Bouya der Zwangsverheiratung entging.

Mutige Entscheidungen

«Mein Mann und ich haben uns damals entschieden, das Sorgerecht für die Kinder meiner Schwester zu übernehmen», blickt Bouya auf die Zeit vor drei Jahren zurück. «Auch wenn wir schon einen eigenen Sohn hatten und nicht wussten, wie wir vier Kinder durchbringen sollten.» Da bereits Bouyas Schwester eine Begünstigte des SOS-Familienstärkungsprogramms in Louga war, kennen die lokalen Mitarbeitenden von SOS-Kinderdorf die Familienumstände. Sofort stehen sie Bouya zur Seite. Sie erhält Nahrungsmittel, medizinische Versorgung für die vier Kinder und psychologischen Beistand. Und die Mutter nimmt an Kursen in Einkommensförderung und Kindererziehung teil, damit sie besser für ihre Kinder sorgen kann.

Bouya packt die gebotene Chance: «Mit meinem Betreuern entwickelte ich einen einkommensfördernden Familienplan und erhielt einen Mikrokredit. Damit gründete ich unsere Viehzucht.» Eine Ziegenherde und eine grosse Anzahl stattlicher Hennen finden sich heute im Hof hinter ihrem Haus. «Zusätzlich sammeln wir Altmetall aus der nahen Deponie und verkaufen es an Zwischenhändler.» In nur zwei Jahren verbessert sie mit dem Einkommen aus Geflügelzucht und Metallverkauf die Wohnsituation ihrer Familie. Ihr Mann kann ein stabiles Haus aus Ziegeln bauen. Das schützt ihre Kinder besser vor Wind, Sand und Hitze, als die löchrige Hütte aus Stroh und Wellblech.

Teil des SOS-Familienstärkungsprogramms zu sein, verändert nicht nur Bouyas Leben: «Ich weiss jetzt mehr über moderne Erziehungsmethoden und wann ich mich für Kinder und ihre Rechte einsetzen muss.» Mutig stellt sie sich schützend vor Thiaby. Das Mädchen ist ein weiteres Waisenkind aus Bouyas weitverzweigter Familie. Verwandte wollen die 13-Jährige zwangsverheiraten. Bouya verhindert die Zwangsehe und nimmt auch dieses Kind bei sich in der Familie auf: «Thiaby soll zur Schule gehen, dort gehört sie hin.»

Bouya und ihr Sohn sortieren Altmetall für den Wiederverkauf.

Ein Happy End?

Finanzielle Unterstützung braucht die Mutter heute keine mehr: «Unser Einkommen sichert den gesamten Unterhalt meiner so schnell gewachsenen Familie. Besonders stolz bin ich auf meine Kinder, die alle in der Schule gut sind.» Aber richtig verlassen wird Bouya das SOS-Familienstärkungsprogramm wohl nie. Sie bleibt eine wichtige Bezugsperson in Guinaw Rail: «Ich bin immer da, für Fragen oder Probleme von neuen, bedürftigen Familien und Kindern, die es zu unterstützen gilt.»

Der Schweizer Spielfilm «Hinter den sieben Gleisen» endet mit einem Happy End. Und in Guinaw Rail bedeutet Bouyas Entscheidung für vier senegalesische Waisenkinder eine glückliche Wendung in ihrem Leben.