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25.04.2019 Aktuelles Alle Projekte & Hilfsprogramme Lateinamerika Muttertag heisst
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Ein Interview mit der SOS-Kinderdorf-Mutter Ada del Carmen – seit 21 Jahren im Dienst des SOS-Kinderdorfs in Matagalpa, Nicaragua.

 

Wie läuft dein Alltag ab?

Ada: Ich stehe jeden Morgen um 5.30 Uhr auf, bevor die Kinder in die Schule gehen. Dann mache ich das Frühstück, die Betten der Kinder und begleite sie zur Schule. Danach bereit ich das Mittagessen vor und erledige Hausarbeiten. Nach dem Mittagessen mache ich zusammen mit den kleineren Kindern die Schularbeiten. Es macht mir grossen Spass ihnen zu helfen und sie beim Rechnen und Lesen zu unterstützen. An den Wochenenden unternehmen wir viel, zum Beispiel Spazierengehen, Marktbesuche oder wir gehen in die Kirche.

 

Was hast du über all die Jahre für Erfahrungen gemacht?

Ada: Ich habe viele Eindrücke gesammelt. Es gab gute und schlimme Geschichten. Kinder kommen ins Kinderdorf und haben ihre Eltern verloren. Oft schon in jungen Jahren. Ich durfte erleben, dass sie eine Beziehung zu mir aufbauen, mir auch zum Muttertag ein Bild malen. Das sind Geschichten, die mich sehr berührt haben. Ich war stets bemüht, sie alle wie meine leiblichen Kinder zu behandeln und gab so viel Zuneigung wie ich konnte. Wenn sie mir dann ein Lächeln schenkten oder sich abends, als sie noch ganz klein waren in meinen Arm kuschelten, dann spürte ich wie sie auch mir Zuneigung schenkten. Das ist ein wunderbares Gefühl – ich bin dankbar, dass ich SOS-Kinderdorf-Mutter sein kann. Allerdings musste ich sie natürlich manchmal zurechtweisen, wenn sie über die Strenge schlugen, aber das gehört eben auch zur Erziehungsarbeit.

 

Was erfüllt dich am meisten?

Ada: Wenn die Kinder über sich hinauswachsen. Ich bin stolz, wenn sie gut auf ihr eigenständiges Leben vorbereitet sind, einen Beruf ergreifen und am Ende wirklich selbständig leben können. Es berührt mich aber auch, wenn sie die Familie wertschätzen. Zu allen meinen SOS-Kinderdorf Kindern habe ich heute noch Kontakt. Selbst wenn sie längst das Dorf verlassen haben. Häufig kommen sie an meinen freien Tagen und wir kochen zusammen oder tauschen unsere Erlebnisse aus. Ich liebe sie und es erfüllt mich, dass sie mich nicht vergessen haben.

 

Jedes Kind ist einzigartig und hat seine persönlichen Bedürfnisse, Vorgeschichten und Interessen. Wie gehst du damit um?

Ada: Sicher, jedes Kind hat seinen eigenen Charakter und ist einzigartig. Wichtig sind  Kommunikation und Vertrauen. Ich fühle, wenn sie mir vertrauen und sich gut aufgehoben fühlen. Doch Vertrauen baut sich nur langsam auf. Es ist wie ein vorsichtiges Antasten, immerhin sind es Waisenkinder, die bereits traurige Geschichten durchgemacht haben. So einen Verlust muss die Kinderseele erst einmal verarbeiten. Für mich ist es dann hilfreich, ihre Geschichten zu kennen, damit ich besser auf sie eingehen kann. Es gab hier auch sehr schwere Fälle, aber wir haben es immer geschafft.

 

Wie ist es dazu gekommen, dass du SOS-Kinderdorf-Mutter werden wolltest?

Ada: Ich hatte zuerst eine Probezeit von 3 Monaten, um zu schauen, ob mir die Arbeit in einem SOS-Kinderdorf überhaupt gefällt. Aber eigentlich war schon nach drei Tagen klar, dass mir die Tätigkeit grosse Freude bereitet. Ich mache meine Arbeit mit Leidenschaft. Vor meiner Zeit bei SOS-Kinderdorf arbeitete ich sieben Jahre als Primarlehrerin. Der Umgang mit Kindern war mir vertraut. Kinder sind für mich Glück und Erfüllung. Mich motiviert ihnen Liebe und Vertrauen zu geben und sie weiterzuentwickeln. Besonders Waisenkinder brauchen viel Liebe, denn sie haben immer eine tragische Geschichte hinter sich.

 

Was sind die grössten Herausforderungen als SOS-Kinderdorf-Mutter?

Ada: Wie schon erwähnt, es gibt auch die schwierigen Fälle, Einige Kinder kommen zu uns und haben Drogenprobleme. Sie benötigen besonders viel Aufmerksamkeit und professionelle Unterstützung. Das kann manchmal sehr kompliziert werden. Auch Kinder, bei denen der Verbleib der Eltern ungeklärt ist, benötigen viel Hilfe. Einmal kam ein knapp ein Jahr altes Kind zu uns. Nur mit ganz viel Geduld und Liebe konnte ich zu diesem Kind ein solides Vertrauensverhältnis aufbauen. Niemand hatte Kenntnis davon, was in seinem ersten Lebensjahr wirklich passiert ist. Auch heute gibt es keine Informationen zu den leiblichen Eltern. Das ist sehr schwierig für ein Waisenkind, weil es unbewusst oder bewusst immer auf der Suche nach den leiblichen Eltern ist. Mich macht es dann sehr traurig, darüber keine Auskunft geben zu können. Aber ich bin natürlich auch sehr stolz, wenn gerade diese Kinder es schaffen, ihr Leben später selbst zu meistern. Das damals ein Jahr alte Kind ist heute eine erwachsene Frau und Primarlehrerin in Matagalpa.

 

Wie war deine eigene Kindheit?

Ada: Ich hatte eine sehr glückliche Kindheit. Meine Eltern gaben mir viel Liebe. Ich blieb bei Ihnen bis ich 19 Jahre war. Ich sehe meine Eltern immer noch so oft wie möglich.

 

Was kannst du uns als SOS-Kinderdorf-Mutter mit auf den Weg geben?

Ada:

  1. Familie ist das wichtigste – gemeinsam Zeit verbringen, stärkt das Vertrauen.
  2. Liebe und Verständnis ist unabdingbar für eine enge Beziehung.

 

Was ist dein Traum?

Ada: Wenn ich pensioniert bin, möchte ich in einem Häuschen leben und einfach entspannen. Ich möchte auch, dass jedes Kind beschützt ist. Alles was die Kinder von mir lernen, sollen sie in ihrem Leben anwenden können. Das macht mich glücklich.