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14.08.2023 Aktuelles Alle Niger Niger: Militärputsch in einem Fokusland

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Am 26. Juli 2023 haben Offiziere der Präsidialgarde den demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum festgesetzt und für entmachtet erklärt. Nach der Machtübernahme setzten die Putschisten die Verfassung ausser Kraft und lösten alle verfassungsmässigen Institutionen auf. Im Interview gibt Programmleiterin Maria Luisa Macieira Légeret Auskunft über die aktuelle Situation.

Maria Luisa Macieira Légeret, Du bist Programmleiterin für Niger, einem Fokusland von SOS-Kinderdorf Schweiz. Wie geht es den Kindern, Familien und Mitarbeitenden?

Die Situation ist sehr unübersichtlich und ungewiss. Unser nationales Büro in der Hauptstadt Niamey wurde vorübergehend geschlossen und die Kolleginnen und Kollegen arbeiten von zu Hause aus. An den anderen Standorten wird aktuell normal weitergearbeitet. Wir stehen aber in Kontakt mit den Verantwortlichen in Niamey. Alle Familien und Mitarbeitende sind wohlauf und in Sicherheit. Wir beobachten die Situation weiter aufmerksam.

 

Was bedeutet der Putsch für eure Programme?

Neben dem SOS-Kinderdorf in Dosso unterstützen wir Familienstärkungsprogramme in Niamey, Maradi, Kantché und Diffa. Ich war im letzten März vor Ort und zuversichtlich, dass wir die Lebensumstände der Kinder und Jugendlichen in unserer Obhut durch unsere Programme verbessern können. Der Militärputsch stellt uns nun vor grosse Herausforderungen. Es gibt eine steigende Inflation und in mehreren Städten kommt es zu Stromausfällen. Aufgrund der dringenden Probleme müssen wir unsere Programme anpassen. So wurden beispielsweise im SOS-Kinderdorf in Dosso ein Lebensmittelvorrat und für alle Programme, die wir unterstützen, ein Treibstoffvorrat angelegt. Wir passen uns an und hoffen, dass sich die Situation wieder normalisiert.

Maria Luisa ist Programmleiterin für Niger und war im März 2023 zu Besuch in Niamey (Bild oben)

Maria Luisa ist Programmleiterin für Niger und war im März 2023 zu Besuch in Niamey (Bild oben)

Obwohl Niger über wertvolle Ressourcen wie Uran und Erdöl verfügt, gehört das Land mit seinen rund 26 Millionen Einwohnern zu den unterentwickeltesten Ländern der Welt. Weshalb?

Trotz seiner ungünstigen geografischen Lage ist Niger ein Land, das reich an natürlichen Ressourcen ist, sei es Bergbau, Energie, Landwirtschaft oder Wasser. Wie in vielen Ländern, deren Entkolonialisierung erst kürzlich erfolgte, ist der Reichtum des Landes leider nicht gut verteilt. Auf dem Index der menschlichen Entwicklung der Vereinten Nationen belegte Niger zuletzt Platz 189 von 191. Mehr als 40 Prozent der Menschen leben in extremer Armut. Rund zwei Drittel des Landes, das dreissig Mal so gross ist wie die Schweiz, sind Wüste (Sahara) und nur 15 Prozent der Fläche sind landwirtschaftlich nutzbar. Wiederkehrende Naturkatastrophen, die Folgen des Klimawandels und ein hohes Bevölkerungswachstum führen regelmässig zu Ernährungskrisen. Millionen Menschen leiden dadurch an Hunger. Dazu kommen prekäre hygienische Bedingungen, mangelnde Bildung, eine hohe Aids-/HIV-Rate sowie die Bedrohung durch Menschenhandel. Niger ist eines der wichtigsten Transitländer für Migranten, die das Mittelmeer erreichen wollen.

 

Niger hat die jüngste Bevölkerung der Welt. Welchen Einfluss hat dies auf eure Arbeit?

Gut die Hälfte der Bevölkerung ist jünger als 14 Jahre. Mit durchschnittlich 7,6 Kindern pro Frau wächst die Bevölkerung von Niger wie sonst nirgends auf der Welt. Deshalb engagieren wir uns stark für die Betreuung und den Schutz der Kinder. Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass junge Menschen viel erreichen können, wenn man ihnen die richtigen Werkzeuge an die Hand gibt. In unseren Familienstärkungsprogrammen schulen wir die Eltern in Erziehungskompetenzen, Kinderschutzkomitees sichern die Einhaltung der Kinderrechte und Opfer von Missbrauchsfällen werden in Kooperation mit der Kinderschutzbehörde unterstützt. Und selbstverständlich erhalten Kinder ohne elterliche Fürsorge im SOS-Kinderdorf familiennahe Betreuung und ein Zuhause.

 

Weshalb sind Familienstärkungsprogramme und Kinderschutzkomitees nötig?

Wie so oft stellen Kinder die schwächste Bevölkerungsgruppe dar. In Niger leiden etwa 40 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren an Untergewicht und Mangelerscheinungen. Viele Kinder sind Opfer von Gewalt oder müssen die Familie finanziell unterstützen. Sie gehen auf der Strasse einer Arbeit nach, statt die Schule zu besuchen. Junge Mädchen sind besonders davon betroffen und Kinderehen alltäglich. Ein Drittel aller Mädchen unter 18 Jahren wird zur Heirat gezwungen.

 

Wie optimistisch bist du für die Zukunft?

Im Augenblick sind uns die Hände gebunden, ich hoffe jedoch, dass sich die Situation in Niger bald normalisieren wird und wir unsere Arbeit wie geplant fortsetzen können. Die Kinder und Jugendlichen brauchen unsere Unterstützung. Sie sind die Zukunft des Landes.

Inhaltsverantwortliche:

Cornelia Krämer

Als Leiterin Kommunikation engagiere ich mich täglich dafür, dass Kinder Kinder sein dürfen, egal wo auf der Welt sie aufwachsen.

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