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23.06.2022 Aktuelles Alle Lateinamerika Nicaragua: Am Rande des Zusammenbruchs

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Fast unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit fallen in Nicaragua zahlreiche Krisen zusammen, die drohen, das Land in Zentralamerika um Jahrzehnte zurückzuwerfen.

In Nicaragua, einem der Fokusländer von SOS-Kinderdorf Schweiz, braut sich seit längerem ein «perfect storm», also eine äusserst kritische Lage, zusammen. Weitab der medialen Aufmerksamkeit, die gerade besonders auf den Ukraine-Krieg, die Corona-Pandemie und den weltweiten Klimawandel gerichtet ist, ist die Erfüllung nahezu aller Grundbedürfnisse der Zivilbevölkerung nicht mehr gesichert, und die Rechte von Kindern rücken mehr und mehr in den Hintergrund. Dabei stehen die massiven Probleme in Nicaragua zum Teil in direktem Zusammenhang mit den weltweiten Krisen.

Hungerleiden in Nicaragua

Grundsätzlich ist Nicaragua ein einkommensschwaches Land, das zu den ärmsten Ländern Lateinamerikas gehört und immer wieder mit Nahrungsmittelmangel zu kämpfen hat. Während 70 Prozent der Bevölkerung im Agrarsektor arbeiten, leben 30 Prozent der Menschen in Armut, knapp jedes dritte Kind unter fünf Jahren leidet mittlerweile an chronischer Unterernährung. Der Anstieg erklärt sich unter anderem durch die Situation am Weltmarkt, der die ernährungstechnische Lage noch verschärft und Fortschritte der vergangenen Jahre wieder revidiert.

«Der Ukraine-Krieg treibt Nahrungs- und Benzinpreise in die Höhe, was sich in bereits armutsgeplagten Ländern wie Nicaragua gravierend bemerkbar macht», erklärt Anouk Zulauf, Programmverantwortliche von SOS-Kinderdorf Schweiz. Ausbleibender Regen sorgte innerhalb des Landes für eine geringere Nahrungsmittelproduktion, was die Preise für Grundnahrungsmittel wie Reis, Bohnen und Mais aktuell stark hat ansteigen lassen. Viele Familien können deshalb nicht mehr die Ernährung ihrer Kinder sicherstellen.

Migration in Rekordhöhe

Die nüchternen Zahlen sprechen für sich. In Nicaragua, einem kleinen Land mit sechs Millionen Einwohner:innen, befinden sich aktuell mehr als 400’000 der eigenen Bevölkerung auf der Flucht. Neben der wirtschaftlichen Unsicherheit, die Familien dazu bringt, ihr Zuhause zu verlassen und zuerst innerhalb Nicaraguas, dann entweder Richtung in den USA oder Richtung Süden in Costa Rica neue Perspektiven zu suchen, ist es vor allem das scharfe Vorgehen der Regierung gegen Opposition und Kritiker, die für die ausserordentliche Migration verantwortlich ist.

Bereits Anfang 2022 lebten 85 Prozent der geflüchteten Menschen, also knapp 350’000 Kinder und Erwachsene, in Costa Rica, müssen allerdings auch dort mit Fremdenfeindlichkeit und Gewalt rechnen. Ein Teufelskreis, wenn auch in der Heimat Repressalien drohen und kein Weg einen wirklichen Ausweg aus der Not bietet.

Zahlreiche Krisen gefährden die Zukunft aller Kinder des Landes.

Zahlreiche Krisen gefährden die Zukunft aller Kinder des Landes.

Volatile Klimabedingungen erschweren Planung

Das kräftige Erdbeben mit einer Stärke von 6.7, das sich am 21. April 2022 an der Westküste Nicaraguas ereignete, zog zum Glück keine Schäden nach sich, von einer Tsunami-Warnung konnte abgesehen werden. Das ändert leider nichts an der Tendenz, dass die Anzahl und Härte schwerer Umweltereignisse in Zentralamerika kontinuierlich zunehmen. Die Anzeichen des Klimawandels häufen sich und jede Naturkatastrophe bedroht potenziell die bereits sorgsam aufgebauten Existenzen der Menschen. Denn: Erdbeben, Stürme und Fluten sind für jedes Land eine grosse Gefahr, für Entwicklungsländer aber potenzieren sich deren Folgen, da weder adäquater Schutz, Versicherungen, oder ausreichend Reserven für Reparaturen oder Wiederaufbau bestehen.

Laut Prognosen der staatlichen Universität Colorado muss die Region 2022 mit 19 Stürmen und neun Wirbelstürmen rechnen, von denen vier mindestens der Kategorie drei zugeordnet werden. Was das konkret heisst: verheerende bis katastrophale Schäden, die von einbrechenden Häusern über entwurzelte Bäume bis hin zu zerstörter Infrastruktur reichen. Wenngleich Nicaragua in dieser Landschneise und aufgrund des Andreasgrabens schon immer mit Wirbelstürmen, Erdbeben und vulkanischen Aktivitäten zu tun hatte, lässt sich der Anstieg klimatischer Ereignisse, die auch infolge der Erderwärmung auftreten, nicht von der Hand weisen.

Politische und wirtschaftliche Lage ist kritisch

Wie viele Länder weltweit steigt auch die Inflation in Nicaragua in einem erheblichen Mass. Gemäss Weltbank könnte diese 2022 um 5,9 Prozent zunehmen, noch befeuert durch steigende Preise von Handelswaren und von unterbrochenen Lieferketten, etwa Rohstoffen, die für das Laufen der lokalen Produktion notwendig sind. Als eines der am wenigsten entwickelten Länder Lateinamerikas, in denen die Erfüllung schon unter normalen Umständen eine Herausforderung ist, sind solche Inflationswerte kein Warnsignal, sondern eine laute Sirene.

Hinzukommt, dass die Lage auch für NGOs immer schwieriger wird. Zulauf berichtet: «Seit Ende 2018 wurden 336 NGOs von der Nationalversammlung verboten, darunter allein 253 willkürliche Schliessungen in diesem Jahr. Das sind massive Einschränkungen, vor Ort zu arbeiten, und verteilt Last und Verantwortung natürlich umso stärker auf die Organisationen, die noch tätig sind.» (Update August 2023: Mittlerweile sind mehr als 3500 NGOs geschlossen) Für den besonders armutsbetroffenen Teil der Bevölkerung hat dies auch zur Folge, dass der Zugang zu humanitärer Hilfe deutlich schwieriger ist. Zu den Schliessungen gesellt sich erschwerend, dass die Regierung im April diesen Jahres veranlasst hat, dass Nicaragua nach Venezuela als erst zweites Land des Kontinents aus der OAS, der Organisation Amerikanischer Staaten, ausgetreten ist. Es isoliert sich damit zunehmend von der internationalen Staatengemeinschaft und entzieht sich sowohl der Einmischung als auch Kontrolle von aussen. Ein unter diesen Umständen alarmierendes Zeichen.

Nach vielen Worten und vielen Erklärungen folgt zwangsläufig: Die Kinder und Familien in Nicaragua brauchen JETZT unsere Unterstützung. Ihre Spende ist entscheidend, Not zu lindern und Überleben zu sichern.

Eine Begünstige aus Nicaragua beim Malen

Inhaltsverantwortliche:

David Becker

Wenn ich Content in Wort und Bild erarbeite, begeistert mich das grosse Ganze und berühren mich die feinen Details.

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