Camp Leuchtturm: Hoffnung in der Dunkelheit

21.02.2025 Nothilfe

2024 organisierte SOS-Kinderdorf Ukraine in Gorbok zum dritten Mal ein Ferienlager für Kinder, die täglich unter Stress und Traumata leiden.

Das Camp trägt den symbolischen Namen «Leuchtturm». Hier können Hunderte von Kindern den Alltag des Krieges hinter sich lassen und unbeschwerte Momente sowie Spass erleben, wie es eigentlich für alle Kinder selbstverständlich sein sollte. Kinder wie die zehnjährige Hanna, die das Ferienlager zuletzt besucht hat und uns ihr Erlebnis in eigenen Worten schildert.

«Meine Freunde nennen mich Anna. In meinem Pass steht Hanna, aber niemand spricht das «H» aus. Ich bin zehn Jahre alt und wohne in der Region Charkiw. Ich bin zum ersten Mal in einem Ferienlager und wusste nicht, was mich erwartet. Und es ist einfach unglaublich. Als meine Mutter mir von dem Camp erzählte, war ich wegen vieler Dinge besorgt. Am meisten Sorgen machte ich mir wegen des Essens, denn ich esse gerne – und ich meine, wirklich gerne. Ich mag sowohl herzhaftes als auch süsses Essen. Am liebsten esse ich, wie heisst das noch gleich…sie sind Pfannkuchen, aber dünner. In der ukrainischen Sprache nennen wir sie Blinchiki [Anm.: Blinchiki sind vergleichbar mit Crêpes.] Meine Mutter macht die besten der Welt. Wir sind sonntags in Gorbok angekommen. Am Bahnhof habe ich die Betreuer und die anderen Kinder getroffen, mich von meiner Mutter verabschiedet, und wir sind alle zusammen ins Lager gefahren. Am ersten Abend gab es Fleisch und Gretschnewaja. Das Fleisch war sehr lecker und weich. Es verschwand schnell wie schmelzendes Eis. Die Gretschnewaja [Anm.: Ein Brei aus Buchweizen] war auch sehr lecker.

Dieses Projekt hilft, folgendes UN-Nachhaltigkeitsziel zu erreichen:

Die Schule ist überall

Ich habe gerade die fünfte Klasse abgeschlossen, und im September fange ich mit der sechsten Klasse an. Der grösste Teil meiner fünften Klasse war wegen des Krieges online. Mein Lieblingsfach ist Mathe. Die Leute fragen mich: 'Wie kannst du Mathe mögen?' Ich sage: 'Ich weiss es nicht, ich mag es einfach.' Wenn man eine Matheaufgabe löst, ist es, als würde am Ende ein Geschenk auf einen warten. Und ja, ich bin sehr gut in Mathe. Mein Englisch ist auch viel besser geworden. Ich habe Englisch in der Schule und von Nachhilfelehrern gelernt. Auch Online-Spiele haben mir sehr geholfen. Es gibt ein Spiel in Roblox, bei dem man seine eigene Familie gründet. In diesem Spiel habe ich so viele englische Wörter gelernt. Ich spreche auch ein bisschen Deutsch, weil ich dort war, als der Krieg begann. Aber am Anfang in Deutschland habe ich Englisch gesprochen, weil ich Deutsch nicht so gut konnte.

Unter uns

Ich spiele gerne Spiele auf meinem Handy. Mein Lieblingsspiel ist Brawl Stars, und ich spiele auch gerne Roblox. Im richtigen Leben mag ich die Spiele hier im Ferienlager. Wir spielen viele Spiele. Sie unterscheiden sich vielleicht von den Spielen, die in anderen Ländern gespielt werden. Wir haben ein Spiel, das wir ... hmmm. Was ist das für ein Ding, das rot, gelb und grün leuchtet? Ja, die Ampel! Das Spiel heisst Ampel. Es geht so: Der Kapitän sagt eine Farbe, und die Spieler müssen diese Farbe irgendwo in ihrer Umgebung finden, z. B. auf ihrer Kleidung oder auf der Kleidung von jemandem, in der Natur. Diejenigen, die die Farbe nicht finden, müssen dann diejenigen fangen, die die Farbe gefunden haben. Spiele sind ein guter Weg, um Freunde zu finden. Ich mag es, freundlich zu sein und bin zu allen, die ich kenne oder nicht kenne, freundlich. Wie meine Freundin Eva hier. Ich war vom ersten Moment an freundlich zu ihr und sie sagte: Du bist so cool, niemand hat mich von Anfang an so sehr gemocht.“ Wir sind im selben Raum. Am ersten Abend haben wir uns lange unterhalten, und wir haben gemeinsame Interessen gefunden. Eva kommt auch aus Charkiw, aber wir haben uns vor dem Ferienlager nicht gekannt. Wenn das Ferienlager zu Ende ist, weiss ich, dass wir Freunde bleiben werden.

Mehr Freundlichkeit und Güte

Wir Menschen aus Charkiw sind sehr stark. Es kann sein, dass einmal ein bah-bah [Anm.: Geste einer Explosion] vor uns passiert, aber beim zweiten Mal wird es nicht mehr in unserer Nähe sein. Wenn ich gross bin, werde ich Journalistin. In einigen Schulfächern haben wir die Möglichkeit, kreativ zu sein, und ich denke immer: „Was kann ich noch zu diesem [Thema] sagen? Das macht mir sehr viel Spass. Hm, was ist mein Wunsch für alle Kinder? Ich wünsche mir für alle Kinder und Menschen, dass sie freundlicher und besser sind. Schafft keine Kriege und Konflikte. Schafft einfach eine perfekte Welt, in der jeder mit jedem freundlich ist.

Inhaltsverantwortlich:

David Becker

Wenn ich Content in Wort und Bild erarbeite, begeistert mich das grosse Ganze und berühren mich die feinen Details.

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