SOS-Kinderdorf ist entsetzt über die humanitäre Katastrophe, die sich in Gaza vor den Augen der Welt ereignet. SOS-Kinderdorf beklagt den tragischen Tod mehrerer Kinder, Jugendlicher und Familien aus unseren Programmen in Israel und Palästina.
Immer mehr Kinder verlieren auf schmerzliche Weise ihre Eltern und ihre Angehörigen, wenn nicht sogar ihr eigenes Leben. Innerhalb weniger Tage wurden im Gazastreifen und in Israel Tausende von Kindern getötet und verletzt. Die Anzahl der Todesopfer steigt von Tag zu Tag und erfüllt uns mit Schrecken.
Da die Bombardierung anhält und den Bewohnenden des Gazastreifens der Zugang zu Wasser, Nahrungsmitteln, Unterkünften und Medikamenten verwehrt wird, steht das Schlimmste noch bevor, wenn nicht sofort Massnahmen zur Deeskalation des Konflikts ergriffen werden.
Die steigende Zahl der Todesopfer und die Verschärfung der humanitären Krise machen es erforderlich, dass alle Parteien unverzüglich Massnahmen zum Schutz der Zivilbevölkerung und zur Beendigung dieses Krieges ergreifen. Wir sind schockiert über das Leid, das Kinder und Familien in Israel und in Gaza erfahren. Es gibt keinerlei Rechtfertigung für das Töten, die Angriffe und die Gewalt gegen Zivilisten.
Kinder haben in diesem Konflikt am meisten zu leiden: Sie sind gezwungen zu fliehen, ohne einen sicheren Ort zu finden, haben keine Nahrung, kein Wasser und keine Aussicht auf eine angemessene Unterkunft. Schon vor der jüngsten Eskalation litten 80 Prozent der Kinder in Gaza unter emotionalen Problemen. Das körperliche und seelische Trauma wird für die Kinder noch grösser sein, die von ihren Familien getrennt wurden oder die elterliche Fürsorge verloren haben.
SOS-Kinderdorf fordert eine sofortige Deeskalation des Konflikts und einen Waffenstillstand. Alle Parteien müssen dem Schutz von Kindern, Jugendlichen und ihren Familien Vorrang einräumen und ihre Menschenrechte wahren, durch folgende Massnahmen:
- Einrichtung eines humanitären Korridors, um die sichere Durchfahrt von Hilfsgütern und Unterstützung für die Zivilbevölkerung in Gaza zu ermöglichen. Lebensmittel, sauberes Wasser und Unterkünfte werden immer knapper, da Hunderttausende von Menschen den Warnungen folgen und ihre Häuser vor einer erwarteten israelischen Bodeninvasion verlassen.
- Schaffung sicherer Zonen im Gazastreifen mit wiederhergestellter Grundversorgung, in denen die Menschen Zugang zu Unterkünften, Lebensmitteln, Wasser, medizinischer Versorgung und Pflege haben.
- Ermöglichung einer sicheren Ausreise nach Ägypten, wobei das Recht auf Rückkehr garantiert wird, sobald es sicher ist.
- Die Freilassung aller Geiseln. Nichts kann rechtfertigen, dass Zivilisten als Geiseln festgehalten werden – darunter auch kleine Kinder und ältere Menschen. Niemand, vor allem keine Kinder, sollte als Spielball im Krieg benutzt werden.
- Sicherstellung der Rechenschaftspflicht für Verstösse gegen das humanitäre Völkerrecht, um den Weg für einen gerechten und dauerhaften Frieden zu ebnen.
- Beendigung schwerer Verstösse gegen Kinder im Konflikt, einschliesslich der Tötung und Verstümmelung von Kindern, Angriffe auf Schulen und Krankenhäuser, Entführung von Kindern und Verweigerung des Zugangs für humanitäre Hilfe.
Wir appellieren an die Menschlichkeit aller Parteien, weitere Verluste an Leben und Zerstörung zu verhindern. Die Kämpfe haben sich bereits auf das Westjordanland ausgeweitet, wo palästinensische Kinder Opfer sind.
SOS-Kinderdorf unterstützt Kinder, Jugendliche und Familien auf beiden Seiten des Konflikts mit SOS-Kinderdörfern in Israel und Palästina – und allen Nachbarländern. Wie in anderen Kriegen und Konflikten auch, setzen wir uns für die Rechte von Kindern und Jugendlichen ein. Wir folgen den humanitären Grundsätzen der Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Unabhängigkeit und Neutralität.
Bevor sich die Situation verschlimmert, fordern wir alle Parteien auf, dem Frieden, dem Mitgefühl und der Menschlichkeit Vorrang einzuräumen. Nur durch gemeinsame Anstrengungen können wir hoffen, eine Zukunft ohne Gewalt und Leid für die Menschen in Israel und Palästina zu schaffen.