Familiäre Betreuung in Vyas

17.06.2025 Betreuung & Schutz

In einer kleinen Gemeinde in Vyas, Nepal, kümmern sich die Grosseltern Rikhu, 66, und Rumali, 64 seit Jahren liebevoll um ihre Enkelkinder Amar, 16, und Bindu, 13.

Was nach einer herkömmlichen Familiensituation klingt, ist in Wirklichkeit eine Geschichte von Verantwortung, Fürsorge und Hoffnung – getragen von zwei Menschen, die in schwierigen Zeiten nicht weggeschaut haben.

Ein Zuhause nach dem Zerfall der Familie

«Wir kümmern uns seit acht Jahren um unsere Enkel», erzählt Rikhu. «Ihr Vater hatte wegen seiner Alkoholsucht nie Verantwortung übernommen. Er ging nach Indien, um dort zu arbeiten, verlor aber den Kontakt zur Familie und kümmert sich seither nicht mehr um seine Kinder.» Die Mutter von Amar und Bindu litt unter der Belastung und heiratete schliesslich erneut. Für die Kinder war das der Anfang einer Zeit ohne stabile Bezugspersonen. Der Grossvater erinnert sich: «Infolgedessen wurden unsere Enkelkinder oft allein zurückgelassen. Daher beschlossen wir, die Verantwortung für sie zu übernehmen und für ihre Ausbildung zu sorgen.»

Während Amar heute regelmässig zur Schule geht und gute Leistungen zeigt, hat seine Schwester die Schule immer wieder abgebrochen – eine Folge der instabilen familiären Verhältnisse in der Vergangenheit. Umso mehr bemühen sich die Grosseltern, ihren Enkelkindern Halt zu geben. Für sie bedeutet Familie, «füreinander da zu sein, gemeinsam zu leben, zu teilen und als Einheit zusammenzuhalten.» So fasst Rumali ihre Vorstellung zusammen.

Dieses Projekt hilft, folgendes UN-Nachhaltigkeitsziel zu erreichen:

SDG 10: Weniger Ungleichheiten

Unterstützung durch SOS-Kinderdorf

Dabei sind sie nicht auf sich allein gestellt: SOS-Kinderdorf unterstützt die Familie sowohl finanziell als auch beratend. «Wir erhalten monatlich 6.000 nepalesische Rupien [Anmerkung: entspricht etwa 40 Franken], um die Ausbildung, Ernährung und andere wichtige Bedürfnisse von Amar und Bindu zu decken», erklärt der Grossvater. Darüber hinaus wird der Junge ermutigt, an Kinderclubs, Aufklärungsprogrammen und sportlichen Aktivitäten teilzunehmen, um seine sozialen und persönlichen Fähigkeiten zu stärken.

Ein aktiver Schüler mit grossen Träumen

Der heute 16-jährige Amar ist ein aufgeschlossener und ehrgeiziger Junge. «Ich bewundere meine Grosseltern sehr. Sie sind meine Vorbilder. Sie bringen mir Werte bei wie Respekt vor Älteren und Liebe für die Jüngeren», sagt er mit leuchtenden Augen. In seiner Freizeit hilft er bei der Hausarbeit, spielt Volleyball – sein Lieblingssport – und nimmt sogar an Turnieren teil. «Ich habe eine Urkunde als bester Spieler bekommen. Das hat mich sehr motiviert.»

Auch seine schulische Laufbahn liegt ihm am Herzen. Besonders gefällt ihm das fördernde Umfeld seiner Schule: «Die Lehrer sind sehr engagiert, und wir können unsere Talente durch verschiedene Aktivitäten entdecken und entwickeln.»

 

Blick in die Zukunft

Der Jugendliche hat klare Pläne für seine Zukunft: «Ich möchte zur Armee gehen und meinem Land dienen. Sollte das nicht klappen, wäre es mein Traum, ein professioneller Volleyballspieler zu werden.» Doch ganz gleich, welchen Weg er wählt – sein grösstes Ziel ist es, seinen Grosseltern etwas zurückzugeben: «Ich möchte mich später gut um sie kümmern, so wie sie sich heute um mich kümmern.»

Sein Grossvater wünscht sich nichts sehnlicher, als dass der Junge «ein ehrlicher, engagierter und erfolgreicher Mensch wird.» Dass dieser Wunsch in Erfüllung gehen kann, ist nicht zuletzt der Fürsorge seiner Grosseltern und der Unterstützung von SOS-Kinderdorf zu verdanken – ein Beispiel dafür, wie familiäre Stärke und gezielte Hilfe Kindern eine neue Perspektive geben können.

Ich möchte mich später gut um sie kümmern, so wie sie sich heute um mich kümmern.

Amar, über seine Grosseltern

Ein Mann und ein Jugendlicher sind in einem Garten tätig.

Inhaltsverantwortlich:

David Becker

Wenn ich Content in Wort und Bild erarbeite, begeistert mich das grosse Ganze und berühren mich die feinen Details.

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