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Ob ehemalige Heim- und Pflegekinder, Jugendliche mit Asylhintergrund oder junge Erwachsene aus sozial benachteiligten Familien: In der Schweiz teilen zahlreiche junge Menschen mit Unterstützungsbedarf eine zentrale Erfahrung: Sie fallen durch die Maschen. Mit Erreichen der Volljährigkeit und nach Ablauf offizieller Programme, Betreuungen oder Integrationsmassnahmen stehen sie allein da – genau dann, wenn der Weg ins Leben erst richtig beginnt.
Ein starkes Zeichen zum Programmstart
INDEPENDA schliesst diese Lücke im Versorgungssystem und ist das erste Programm von SOS-Kinderdorf in der Schweiz. Das neue Beratungsangebot richtet sich gezielt an ehemalige Pflege- und Heimkinder sowie an junge Erwachsene zwischen 18 und 30, die in finanzieller, beruflicher und übergreifender Hinsicht Beratung und Unterstützung suchen. Dafür arbeitet SOS-Kinderdorf mit starken Partnern zusammen, um einen unkomplizierten Anlauf für Fragen zu den Bereichen Bildung, Job, Wohnen, Gesundheit, Finanzen und weiteren Lebensthemen aus einer Hand zu ermöglichen.
Zum Start von INDEPENDA setzt SOS-Kinderdorf ein starkes Zeichen: Rund 30 Schüler:innen des Gewerblich-industriellen Bildungszentrums Zug GIBZ haben am 5. Mai 2025 ihre Fragen ans Leben auf einer grossen Scheibe gesammelt. Wie werde ich glücklich? Wie halte ich den Kontakt mit Freundinnen? Wie geht das mit den Steuern? Und wie wasche ich eigentlich Wäsche? Die Installation verdeutlicht die vielen Unsicherheiten, die junge Menschen auf dem Weg ins Erwachsenwerden beschäftigen.
Wenn der Boden wegfällt
Der Bedarf an Angeboten wie INDEPENDA ist gross: In der Schweiz leben schätzungsweise 18’000 bis 20’000 Kinder und Jugendliche in Heimen oder Pflegefamilien. Mit dem 18. Geburtstag endet für viele abrupt die Betreuung. Was bleibt, ist oft Unsicherheit. Studien zeigen, dass die sogenannten Careleaver:innen deutlich häufiger ihre Ausbildung abbrechen und öfter auf Sozialhilfe angewiesen sind.
Auch junge Menschen mit Asylhintergrund tragen oft eine schwere Last: Von rund 80’000 bis 90’000 Personen mit Flüchtlingsstatus in der Schweiz sind viele unter 30 – und mehr als die Hälfte ist auch Jahre nach der Ankunft noch auf Sozialhilfe angewiesen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Sprachbarrieren, Traumata, fehlende Anerkennung von Abschlüssen und strukturelle Hürden.
Jungen Menschen, die in ihrem eigenen Elternhaus aufwachsen, fehlt ebenfalls oft die nötige Unterstützung. Schätzungen gehen von rund 200’000 Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren aus, die in problematischen familiären Situationen leben. Dies kann Überforderung, Suchtproblematiken, Gewalt in der Familie oder andere belastende Faktoren umfassen. Auch ein erschwerter Zugang zu Bildung erhöht das Risiko, dauerhaft den Anschluss zu verlieren.
«Wir dürfen junge Erwachsene nicht alleine lassen»
«Die Herausforderungen dieser jungen Menschen sind real – aber oft unsichtbar», betont Sujata Wölfli, Projektleiterin INDEPENDA bei SOS-Kinderdorf. «Mit INDEPENDA und der dazugehörigen Aktion machen wir diese Lebensrealitäten sichtbar und schliessen gemeinsam mit unseren Partnern eine Versorgungslücke für junge Erwachsene in der Schweiz. Wir dürfen sie nicht alleine lassen.»
In der Pilotphase 2024 wurden bereits 50 junge Menschen begleitet – davon 31 Careleaver*innen und 19 Menschen mit einem Migrationshintergrund oder sonstigen Unterstützungsbedarf. «Zu Beginn lag der Schwerpunkt zuerst auf der Begleitung beim Übergang in die Arbeitswelt und der Finanzierung von Bildungsprojekten. Schnell haben wir gemerkt, dass die Teilnehmenden neben Bildungs- und Berufsthemen auch in anderen Lebensbereichen wie Wohnen, Gesundheit, Finanzen und sozialen Fragen grossen Unterstützungsbedarf haben. Deshalb wurde das Angebot rasch zu einem ganzheitlichen Programm weiterentwickelt», ergänzt Wölfli.
Gemeinsam stark
INDEPENDA arbeitet mit zahlreichen Umsetzungspartnern zusammen. Im Kanton Bern ist dies etwa die Stiftung YOU COUNT, welche langjährige Erfahrung in der Betreuung von Jugendlichen mitbringt. Zu den weiteren engagierten Unternehmenspartnern gehören die Honegger AG, die InnoArchitects oder die Helvetia Versicherung.
Das Ziel sei es, den Übergang in ein selbstbestimmtes Leben so reibungslos wie möglich zu gestalten und dabei nicht nur fachliche, sondern auch soziale Kompetenzen zu stärken: «Jeder Mensch verdient eine Zukunftsperspektive. Mit INDEPENDA zeigen wir: Es gibt Hoffnung – wenn jemand da ist, der zuhört, berät und begleitet.»