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22.02.2019 Aktuelles Alle SOS-Kinderdorf Schweiz Weltweit Armutsbekämpfung wirkt – aber langsam

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«Wieso gibt es noch so viel Leid und Not auf der Welt, obwohl bereits so viel Geld in die Entwicklungshilfe investiert wurde?» Mit dieser Frage werden Hilfsorganisationen, auch SOS-Kinderdorf, häufig konfrontiert. Beispielsweise investierten alleine im Jahr 2013 die europäischen Staaten und EU-Institutionen 86 Milliarden Euro in die offizielle Entwicklungshilfe. In den Staatsaufbau von Afghanistan wurden mehr als 1.5 Billionen Dollar eingesetzt – aber noch heute gehört das Land zu den ärmsten und gefährlichsten Ländern auf der Welt. Vorwürfe wie, «externe Hilfe bringt ja sowieso nichts», «die Menschen sind alle korrupt und faul» oder «das Geld wird verschwendet» sind zwar pauschalisierend, aber trotzdem ernst zu nehmen und genauer zu betrachten. Wir gehen der Frage auf den Grund, ob externe Hilfe wirklich etwas bewirkt und versuchen eine Antwort auf diese komplexe Frage zu geben.

Der Kampf gegen die extreme Armut

Bevor wir in einer Zeit des Klimawandels, der künstlichen Intelligenz und den Machtspielen zwischen China, Iran, Nordkorea, Russland oder der USA die Welt als negativ und Chaos betrachten, wollen wir das Thema in Perspektive setzten: Der Welt geht es heute wirtschaftlich, sozial und medizinisch besser als je zuvor. Menschen leben gesünder, längerer, sicherer und wohlhabender. Und das nicht nur in den westlichen Industriestaaten, sondern rund um den Globus – auch in den Entwicklungsländern. Todesursachen aufgrund von Lungenentzündungen, Durchfallerkrankungen, Malaria, Masern und HIV/AIDS haben sich dank Impfungen, Medikamenten und Hygienemassnahmen drastisch reduziert. Auch die Armut nimmt weltweit ab. Laut der Weltbank leben heute 10% der Weltbevölkerung in extremer Armut (d.h unter 1.9 Dollar/Tag). 1990 war es noch ein Drittel der Gesamtbevölkerung, welche am Existenzminimum lebte. Durch das globale Wirtschaftswachstum und dem damit wachsenden Wohlstand in Entwicklungsländern, besonders in Süd-& Ostasien und im Pazifik, hat sich die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen auf 736 Millionen Menschen reduziert. Das ist eine Milliarde weniger als 1990.

Die Welt hat extreme Fortschritte im Kampf gegen die extreme Armut gemacht. Trotz diesen weltweiten Meilensteinen ist die Anzahl der in extremer Armut lebenden Menschen immer noch unakzeptabel hoch und es wird in einigen Regionen auf der Welt immer schwieriger und komplexer, die Armut zu bekämpfen. Während die Armut in Asien, besonders in China, Südkorea oder Indien, abnimmt, nimmt sie in Ländern der Sub-Sahara zu. Besonders junge Staaten mit schwachen staatlichen Institutionen, langsamen wirtschaftlichen Wachstum, Kriegen, Naturkatastrophen, starkem Bevölkerungswachstum und politischer Instabilität sind betroffen. So gilt heute Nigeria als das Land mit den ärmsten Menschen weltweit und obwohl beispielsweise Burkina Faso und Ruanda einen wirtschaftlichen Aufschwung erleben, schaffen es die staatlichen Institutionen nicht, den Wohlstand auf die Bevölkerung umzuverteilen. Besonders Frauen und Kinder leiden unter den Folgen und haben im Vergleich zu Männern erschwerten Zugang zu den Grundversorgungen.

Armutsbekämpfung in Konfliktsituationen ist nicht möglich. Fragile Staaten wie Irak, Afghanistan, Syrien oder Venezuela können aufgrund der Sicherheitslage keine nachhaltigen Strukturen für die Bevölkerung aufbauen. Auch dürfen wir nicht die Milliarden Menschen vergessen, die nicht gemäss der Definition in extremer Armut leben, und mit über 1.9 Dollar/Tag leben aber dennoch im Verhältnis zum Standard der Gesellschaft mit dem Nötigsten leben und keine fairen Zukunftsaussichten haben.

World Bank Group (2018): Piecing Together the Poverty Puzzle. Washington.

 

Die Rolle der Hilfsorganisationen

Was ist das Gegenteil von extremer Armut? Extremer Reichtum? Nein, nicht jeden Menschen macht ein gefülltes Konto glücklich. Das Gegenteil von Armut ist, dass ein Mensch seine Grundbedürfnisse wie Nahrung, Kleider, Wohnraum, aber auch Zugang zu Wissen decken kann, in einem friedlichen Gebiet lebt und selbstbestimmt sein Leben gestalten kann – egal welche Hautfarbe, Religion oder welches Geschlecht. Hilfsorganisationen sind ein Teil der Zivilgesellschaft und unterstützen die Menschen dort, wo der Staat und die Personen selbst, nicht mehr fähig sind, diese Grundbedürfnisse zu erfüllen.

Entwicklungsexperten sind sich in der Frage uneinig welchen Beitrag Hilfsorganisationen in der Armutsbekämpfung zuzuschreiben ist. Einige argumentieren, dass Hilfsorganisationen schaden können, da Abhängigkeit entsteht, Korruption gefördert und der lokale Handel zerstört wird. Andere wiederum sprechen den Hilfsleistungen viel Gutes zu: Technologien, Medikamente, Know-How in Business & Landwirtschaft, Bildung und Infrastrukturen wie ein öffentliches Gesundheitswesen erzielen durchaus positive Entwicklungen. Hilfsorganisationen sind im Gegensatz zum Staat weniger hierarchisch und bürokratisch geprägt. Dies hat zum Vorteil, dass sie flexibel auf lokale und schwierig erreichbare Gebiete Einfluss nehmen können. Somit können Hilfsorganisationen besonders in Katastrophen oder Einzelschicksalen die Bedürfnisse besser identifizieren und kosteneffiziente Leistungen erbringen.

Ein Allheilmittel für die Sicherheit, Wohlstand und Chancengleichheit gibt es aber nicht und Hilfsorganisationen erheben nicht den Anspruch dieses zu kennen. Sie haben aber gelernt, dass punktuelle Hilfeleistungen und Hilfe ohne Gegenleistungen nicht effizient sind und nur die Symptome der Armut lindern.

Auch in Zukunft wird es Armut, Krieg und Naturkatastrophen geben – aber gleichzeitig werden auch Millionen Menschen der Armut entkommen und Millionen neue Ansätze, Bildungsmöglichkeiten, Medikamente, Technologien und Geschäftsideen entwickeln. Hilfsorganisationen sollen nachhaltig und holistisch arbeiten, stets mit den lokalen Menschen und Gegebenheiten zusammenarbeiten und auf gleicher Augenhöhe mit den Begünstigten stehen. Alle Akteure auf staatlicher, ziviler, wirtschaftlicher und militärischer Ebene sind in die Bekämpfung der Armut einzubeziehen. Die Menschen müssen involviert sein, denn sie selbst sollen die Verantwortung tragen aus der Armut herauszukommen: Das Motto ist Hilfe zur Selbsthilfe.  Die Hilfsorganisationen sind die Brückenbauer zwischen ziviler und staatlicher Ebene. Nur ein 360- Grad Ansatz welcher Wissen & Bildung, Wirtschaftswachstum, Sicherheit, Gesundheit, Menschenrechte und demokratische staatliche Institutionen wechselseitig integriert, kann zu einer Welt ohne Armut führen.