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01.06.2021 Aktuelles Alle Weltweit Klimakrise zwingt Millionen Menschen in die Flucht

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Dr. Kira Vinke, Projektleiterin des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, berät die SOS-Kinderdörfer in Klimafragen. In diesem Interview spricht die Wissenschaftlerin darüber, wie der Klimawandel zu Flucht und Armut weltweit beiträgt und was wir tun können, um ihn noch aufzuhalten.

Was genau hat der Klimawandel derzeit und in Zukunft mit Armut zu tun?

Der Klimawandel entzieht ganzen Bevölkerungsgruppen die Lebensgrundlage und vergrössert Armut um ein Vielfaches. Deswegen kann Armutsbekämpfung ohne Klimaschutz nicht funktionieren. Ich höre immer wieder, dass Klimaschutz und Entwicklungsarbeit sich widersprechen. Dabei ist es offensichtlich, dass ohne Klimaschutz alle Entwicklungsfortschritte ins Nichts laufen werden.

Was sind Zeichen dafür, dass der Klimawandel die Armut bereits verstärkt?

Wir haben schon viele Warnsignale ignoriert, inzwischen ist kaum zu übersehen, wie stark Klimafolgen die menschliche Entwicklung beeinträchtigen können. 2019 forschte ich auf der Karibikinsel Barbuda, die vollständig evakuiert wurde, nachdem ein extremer Sturm dort alles zerstört hatte. Zwei Jahre nach diesem Sturm sah es so aus, als ob erst gestern die Katastrophe geschehen wäre. Ein grosser Teil der Häuser war nicht wiederaufgebaut. Die Bevölkerung hatte weiterhin kein fliessendes Wasser, Stromausfälle waren an der Tagesordnung. Auch wenn diese Extremereignisse, die aufgrund des Klimawandels zunehmen, aus den Nachrichten verschwunden sind, haben sie beunruhigende langfristige Wirkungen. Länder und einzelne Regionen können in ihrer Entwicklung drastisch zurückgeworfen werden.

Was hat der Klimawandel mit Familien und Kindern zu tun?

Kinder könnten im Laufe ihres Lebens enorm von Klimafolgen betroffen sein. Millionen Kinder werden in Not geraten, wenn wir den Klimawandel nicht aufhalten. Man sieht auch an der Corona-Pandemie, dass die äusseren Bedingungen ganz stark auf das Familienleben einwirken. Wenn wir einen grossen Schock erleben, potenziert das Konflikte innerhalb der Familie. Es gibt Stress, den es sonst nicht gegeben hätte.

Insofern muss man auch den Klimawandel als eine Bedrohung ansehen, die das Familienleben verschlechtern kann. Wenn eine Familie unter einem extremen Sturm oder unter Dürre leidet, dann betreffen die Auswirkungen auch das Gefüge in der Familie selbst: die Paarbeziehung der Eltern, die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Wir sind in unserer Kernfamilie nicht völlig isoliert vom naturräumlichen Geschehen. Man muss sich in Erinnerung rufen, dass wir alle, auch wenn wir vielleicht selbst keine Landwirtschaft betreiben, trotzdem auf eine funktionierende Umwelt angewiesen sind. Globale Brüche können auch unsere Kernfamilie treffen.

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In Eteya, Äthiopien, pflanzen junge Menschen Bäume, lernen Bewässerungstechniken und Anbaumethoden, um sich an das veränderte Klima anzupassen. Foto: Alea Horst

Wie wird der Klimawandel die Migration beeinflussen?

Für Migration und Flucht gibt es natürlich viele Ursachen, gewaltsame Konflikte, Armut, politische Unterdrückung. Existenzbedrohende Klimafolgen können auch zum Treiber von Migration werden. So zum Beispiel im Süden Bangladeschs, wo viele Menschen aufgrund von tropischen Zyklonen aus den ländlichen Gebieten in die Städte ziehen müssen. Oder im Pazifik, wo der steigende Meeresspiegel ganze Inselstaaten bedroht.

Da ist nun die Frage, wie wir darauf reagieren. Versuchen wir, diesen Migrationsdruck zu mindern? Nicht jeder möchte sein eigenes Zuhause verlassen; das ist nur eine Minderheit. Aber wenn ich vor die Wahl gestellt bin, mein Kind an Hunger sterben zu sehen oder mein Zuhause zu verlassen – dann entschliesst sich wahrscheinlich die Mehrheit für Letzteres.

Wie viele Menschen werden durch die Klimakrise vertrieben werden?

Die Quantifizierung und Projektion von Klimamigration ist heikel. Sie hängt von den Definitionen ab, wer ein Klimamigrant ist, und auch von zukünftigen Trends, wie dem Bevölkerungswachstum, sozioökonomischen Entwicklungen und dem Ausmass zukünftiger Klimaauswirkungen. Es gibt eine kürzlich erschienene Weltbank-Studie, die in einem pessimistischen Szenario bis 2050 von etwa 140 Millionen Binnenvertriebenen in Subsahara-Afrika, Südasien und Südamerika ausgeht. Wenn man bedenkt, dass noch einige Weltregionen fehlen, sind die 200 Millionen von der Grössenordnung her möglicherweise gar nicht so weit von der Realität entfernt.

Welche Projekte können sowohl die Not und die Armut der Menschen lindern, aber auch Flucht verhindern?

Ich denke, es sollte stark auf kommunaler Ebene investiert werden. Die Projekte sollten an den lokalen Kontext angepasst und von lokalen Experten begleitet und ausgeführt werden. Ein Beispiel ist sicher die Wiederaufforstungstechnik «Farmer Managed Natural Regeneration» (FMNR). Diese Form der Wiederbewaldung wird unter anderem in der Sahelzone praktiziert. Sie beruht allerdings nicht auf dem Pflanzen von Bäumen, sondern auf dem «In-Ruhe-lassen» von Land. Bestimmte Landflächen werden abgegrenzt, dort bilden sich dann auf natürliche Art wieder kleine Büsche aus den in der Erde liegenden Wurzeln. Ein Baum bringt viele Vorteile: Er spendet Schatten für das Wachstum anderer Pflanzen, und gleichzeitig kann die Wiederbewaldung den Wasserkreislauf unterstützen. Das puffert lokal die Erwärmung etwas ab, und zum anderen bilden sich natürliche CO2-Senken, weil Bäume CO2 aus der Atmosphäre ziehen. 

Glauben Sie, dass es jetzt an der jüngeren Generation liegt, diese Krise anzugehen?

Nein, denn die Schäden in der Atmosphäre sind entstanden durch mehrere Dekaden von Inaktivität im Bereich des Klimaschutzes. Es ist ein Generationenkonflikt. Die Generation, die jetzt in den Ruhestand geht, konnte ihr Leben weitestgehend ohne Klimafolgen leben. Sie hat ihren Wohlstand sozusagen mit einer CO2-Schuld erwirtschaftet, das ist auf Kosten der Zukunft gegangen. Und das muss man auch so benennen. Das ist aber keine Anschuldigung, weil man es auch zum Teil nicht besser wusste. Nun muss man die älteren Generationen dazu anregen, sich im Gegenzug für die Kinder und Jugendlichen einzusetzen. Indem die Älteren entsprechend wählen, ihre Macht einsetzen. Die Kinder können nur mahnen und Aufmerksamkeit erzeugen. Aber die anderen Generationen können sich nicht ihrer Verantwortung entziehen.

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Inhaltsverantwortliche:

Nicole Hardegger

Als Verantwortliche Digitale Kommunikation möchte ich Kindern und Jugendlichen weltweit eine Stimme geben.

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