Tausende Kinder in Gaza haben ihre Familien verloren

07.07.2025 Nothilfe

In einem Zeltlager in Khan Younis beschützt SOS-Kinderdorf unbegleitete Kinder. Notleidende Familien werden von dort aus mit humanitärer Hilfe versorgt.

Vor einem Jahr wurde das SOS-Kinderdorf in Rafah vollständig zerstört. Kurz vorher, als die Bomben 200 Meter vor den Toren des Dorfes fielen, wurden die Kinder und Jugendlichen evakuiert. Ein Teil der Kinder wurde sicher ins Westjordanland gebracht. 45 leben heute in einem Zeltlager in Khan Younis. Neben der Betreuung dieser Kinder koordiniert das Team von SOS-Kinderdorf die Nothilfe für Tausende von notleidenden Familien in Gaza. 
Die humanitäre Lage ist katastrophal. «Ernährungsunsicherheit und psychische Traumata sind die dringendsten Probleme», berichtet Programmleiterin Reem Alreqeb. «Der Mangel an nahrhaften Lebensmitteln ist alarmierend, vor allem für jüngere Kinder. Viele sind verzweifelt. Sie haben Albträume, oder sie ziehen sich in sich zurück und sind emotional taub geworden. Sie haben ihr Zuhause, ihre Familien und ihr Gefühl der Sicherheit verloren.»
SOS-Kinderdorf unterstützt gefährdete Familien mit dem Nötigsten: Essen, Wasser, Medikamente und Hygiene-Artikel. Seit Anfang 2024 wurde so 46'669 Menschen geholfen. Für 372 intern vertriebene Menschen wurden Notunterkünfte gefunden. Die Bevölkerung ist emotional erschöpft und traumatisiert. Sozialarbeiter und Psychologen von SOS-Kinderdorf haben bisher 18'846 Menschen betreut, darunter viele Kinder und Jugendliche. Für 209 unbegleitete Kinder, deren Eltern und Geschwister gestorben sind, hat das SOS-Team eine alternative Betreuung ermöglicht. 1'285 Kinder sind in Notfall-Bildungsprogrammen aufgenommen worden. 
Trotz der prekären Lage bleibt SOS-Kinderdorf in Gaza im Einsatz, denn «diese Kinder sind nicht nur Opfer, sie sind belastbar und voller Potenzial», betont Reem Alreqeb. «Aber sie können nicht allein durch ihre Widerstandsfähigkeit überleben. Wir tun alles, was wir können, aber ohne internationale Unterstützung und Aufmerksamkeit riskieren wir, eine ganze Generation an Trauma und Vernachlässigung zu verlieren. Dieser grausame Krieg muss gestoppt werden.»
 

Inhaltsverantwortlich:

Marc Kempe

Co-Leitung Kommunikation und Fundraising, Mitglied der Geschäftsleitung

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