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16.08.2023 Aktuelles Alle SOS-Kinderdorf Schweiz Ukraine Von der Not- in die Integrationshilfe

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Der Verein tipiti hat mit Unterstützung von SOS-Kinderdorf Schweiz Ende März 2022 sechs Pflegefamilien aus der Ukraine evakuiert und in einem ehemaligen Alters- und Pflegeheim in Rehetobel (AR) in Sicherheit gebracht. Ende August ziehen sie in eigenen Wohnraum um. Thomas Graf, kommunikationsberater.ch, hat mit Rolf Widmer, tipiti-Geschäftsleiter, über die Herausforderungen gesprochen.

Rolf Widmer, wie siehst du die Situation der ukrainischen Pflegekinder und -familien?

Aufgrund der Lage in der Ukraine leben sie in einer ungewissen Situation. Eine Rückkehr ist nicht absehbar. Der Schutzstatus S gilt vorerst bis Frühling 2024 und kann Jahr für Jahr bis spätestens 2027 verlängert werden. Wir können die Pflegekinder und -jugendlichen nicht weiter im Provisorium leben lassen, sondern wollen ihnen eine möglichst stabile Lebenssituation in ihren Pflegefamilien ermöglichen. Das ist wichtig für ihre Entwicklung. So haben wir Schritte eingeleitet, die ihre Integration fördern.

Rolf Widmer, Geschäftsleiter tipiti

Rolf Widmer, Geschäftsleiter tipiti, besucht die ukrainischen Pflegefamilien regelmässig (Bild oben).

Welche Schritte?

Alle Familien werden bis Ende August aus dem Kollektivzentrum in Rehetobel in Häuser oder Wohnungen umgezogen sein. Mit der Pflegekinderaufsicht des Kantons AR haben wir uns darauf verständigt, dass tipiti für sie dasselbe System der Begleiteten Pflegefamilien aufbaut, wie wir es für Schweizer Pflegekinder führen, mit denselben Bedingungen, statusunabhängig. Die Pflegeeltern werden bei uns angestellt. Sie sollen sich primär um ihre Pflegekinder kümmern können. Mit ihrem Lohn bestreiten sie ihren Lebensunterhalt selbst und hängen nicht mehr von der Sozialhilfe ab. In Gilly VD konnten wir dasselbe System installieren; dort gestaltet sich die Wohnraumsuche jedoch etwas langwieriger.

 

Was bedeutet das für die Kinder und Jugendlichen?

Sie wissen, dass sie nicht sehr bald zurück gehen werden, haben kaum mehr Bezüge in die Ukraine, niemanden dort, der nach ihnen fragt oder mit dem sie Kontakt haben könnten. Es ist also zentral für ihre Entwicklung, hier Fuss fassen zu können. Die Familien leben jetzt in verschiedenen Gemeinden der Region. Wünschenswert ist, dass sie hier verlässliche Bezugspersonen finden, die ihr Beziehungsnetz erweitern.

 

Wie begleitet tipiti sie in den Gemeinden?

Wichtig ist, dass unsere Betreuer:innen Brücken zur Zivilgesellschaft bauen. Alle Kinder sind in ihrer Wohngemeinde eingeschult resp. in einer Integrationsschule des Kantons. Einzelne Kinder sind in einer Sonderschule. In den Schulen entstehen Kontakte zu Gleichaltrigen. Wir fördern die Teilhabe am sportlichen und kulturellen Leben, damit jedes Kind ein kontaktförderndes Hobby ausüben kann, wo es aktiv Deutsch spricht und eigene Talente entdeckt und entwickelt und neue Freunde findet. Darüber hinaus geht es um die Pflege der Nachbarschaft der Familien. Integration geschieht, wenn beide Seiten aufeinander zugehen und sich füreinander interessieren.

 

Wie wichtig war und ist es, mit Partnern zusammenzuarbeiten?

Ohne die Unterstützung von SOS Kinderdorf Schweiz und anderen Spender:innen wäre es sehr schwer gewesen, sofort so viele Pflegekinder und -familien hierherzuholen und zu begleiten. Weiterhin sind sie uns ein wichtiger Partner, auch falls die Menschen zurückkehren können.

 

Was sind die nächsten Etappen?

Wir richten gerade ein Begegnungszentrum in Heiden ein, wo unser Fachteam sich mit den Kindern, Jugendlichen und Familien treffen kann. Wir vermitteln ihnen: Raus aus der Warteposition. Was ihr jetzt machen könnt, ist überall nützlich, wo immer ihr leben werdet. Wir schauen mit jedem jungen Menschen einzeln an, wo er oder sie Chancen hat, sich schulisch und beruflich zu entwickeln. Und unser Commitment gilt, unabhängig von ihrem Lebensort für sie da zu sein, bis sie ihr eigenständiges Leben führen.

 

Was beschäftigt dich am meisten?

Ob es uns gelingt, die Kinder und Jugendlichen trotz ihrer schwierigen Vergangenheit im Hier und Jetzt so zu stärken, dass sie zuversichtlich in die Zukunft blicken können. Und wie wir uns mit den Familien finden, wo wir unterschiedliche Kulturen und Erziehungshaltungen haben. Wichtig ist mir, dem Kind Erfolgserlebnisse zu ermöglichen, die Orientierung an ihren Ressourcen und eine gezielte individuelle Förderplanung. Wenn ein Kind Schwierigkeiten hat, fragen wir, warum das so ist – und was er·oder sie selbst und sein Bezugsrahmen beitragen kann, damit es anders wird.

 

Dein grösster Wunsch für die Kinder und Jugendlichen?

Selbstverständlich, dass in der Ukraine Frieden einkehrt! Dass die Familien zurückkehren könnten und die Jugendlichen sich dort ihren Lebensmittelpunkt einrichten und sich entwickeln dürfen, wo für sie die beste Perspektive besteht – gerade, weil sie in ihrem Land keine Anbindung mehr haben. Auf politischer Ebene: Dass die Erfahrungen mit der Aufnahme und Förderung dieser Kinder für den Staat nützlich sind, um für zukünftige Pflege- und Heimkinder in der Ukraine bessere Betreuungs- und Förderbedingungen zu schaffen.